Überflieger

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Animationsfilme, die nicht von den großen Studios aus USA kommen, haben es ...
 
... auf dem deutschen Markt nicht leicht, Fuß zu fassen. Eben, weil es so viel Konkurrenz gibt. Aber das heißt nicht, dass nicht auch aus europäischer Ko-Produktion Filme kommen können, die sich einen Nischenplatz erkämpfen können. Manche von ihnen haben es zumindest verdient, so wie „Überflieger – Kleine Vögel, großes Geklapper“.
 
Auf nach Afrika
 
Der kleine Richard ist ein Spatz, dessen Eltern ihr Nest mit ihrem Leben verteidigen. Doch gegen einen Marder haben sie keine Chance. Das Ei erhält der Räuber jedoch nicht. Als Richard schließlich schlüpft, wird die Storch-Dame Aurora auf ihn aufmerksam. Sie nimmt den kleinen Spatz mit zu ihrem Nest, wo ihr Sohn Max aus dem Häuschen ist, dass er nun einen kleinen Bruder hat. Ihr Mann Claudius ist darüber weniger erfreut, da er nicht zum Gespött des Storchen-Schwarms werden will. Aber er willigt ein, dass Richard bleiben kann.
 
Zugleich warnt er Aurora jedoch davor, dass dies nur eine Lösung bis zum Herbst ist. Denn dann ziehen die Störche nach Afrika, um dort zu überwintern. Und es ist ausgeschlossen, dass ein kleiner Spatz die Strapazen einer solchen Reise überstehen könnte. Die Störche ziehen darum im Herbst auch alleine los, aber Richard denkt gar nicht daran, alleine in Europa zu überwintern. Er macht sich ebenfalls auf nach Afrika und stürzt sich damit in das Abenteuer seines Lebens.
 
Besonders wertvoll
 
Die Deutsche Film- und Medienbewertung hat die Ko-Produktion aus Deutschland, Belgien, Luxemburg und Norwegen mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet. Das ist eine durchaus verdiente Adelung, da hier eine nicht nur sehr amüsante, sondern auch durchaus lehrreiche Geschichte erzählt wird. Die Kunst dabei ist es, nicht ins dröge Belehren oder Moralisieren zu verfallen, sondern die gewünschten Botschaften dem jungen Publikum mit Spaß und Freude zu vermitteln.
 
Das gelingt hier auch, denn der Film macht es zum Thema, dass Familie nicht zwangsläufig auf Blutsbanden basieren muss. Das Liebe auch dort existiert, wo ein Kind nicht bei den leiblichen Eltern aufwächst. Und dass Unterschiede, und mögen sie augenscheinlich auch noch so groß sein, kein Problem sein müssen, wenn man sie anerkennt und daraus sogar Stärke bezieht. Denn wo der eine vielleicht ein Handicap hat, kann der andere dies ausgleichen – und umgekehrt.
 
 
Das zeigt sich auch auf Richards Reise, bei der er der riesigen Zwergeule Olga begegnet, die mit einem imaginären Freund namens Oleg spricht, aber auch einen selbstverliebten Wellensittich kennenlernt, der ihm einiges beibringen kann.
 
Klassisch und modern
 
Technisch überzeugt „Überflieger – Kleine Vögel, großes Geklapper“ auch sehr gut. Der letzte Schliff, wie er bei Disney vielleicht drin ist, mag fehlen, der Charme ist aber da. Zumal man hier auch den Mut hat, nicht nur auf Computeranimation zu setzen. Eine besonders emotionale Szene mit einem Rückblick in Olgas Kindheit ist in klassischem Zeichentrick gestaltet, womit man auch der Tradition, wie diese Art von Film früher produziert wurde, die Ehre erweist.
 
Tatsächlich macht es auch ein wenig wehmütig, da man durchaus gerne mal wieder einen komplett von Hand gezeichneten Film sehen würde. Für diesen Film ist das ideal, weil die technische Umsetzung auch der inhaltlichen Ebene gerecht wird, bricht der Anführer der Störche doch auch mit der Tradition, als er einen Spatz bei sich aufnimmt.
 
Ein weiterer Pluspunkt des Films in der deutschen Fassung: Man hat auf nerviges Stunt-Casting verzichtet und nicht auf YouTube-Stars und andere mehr oder minder begabte Promis gesetzt, sondern gute und passende Sprecher für die Rollen verpflichtet.
 
 
Fazit
 
„Überflieger – Kleine Vögel, großes Geklapper“ ist eine schöne Produktion aus Europa, die es mit den großen Konkurrenten von jenseits des großen Teichs durchaus aufnehmen kann. Der Film hat Charme und Herz – und er erzählt seine Geschichte so amüsant und spannend, dass sie für Zuschauer aller Altersklassen funktioniert.
 
 
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Weitere Informationen

  • Autor:in: Peter Osteried
  • Regie: Toby Genkel
  • Drehbuch: Reza Memari
  • Besetzung: Nicolette Krebitz