Solo: A Star Wars Story - Kinostart: 24.05.2018

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Nach dem Ausscheiden der ursprünglichen Regisseure Phil Lord und Christopher Miller, ...
 
... drehte Ron Howard 80% (!) der Szenen von „Solo“ nochmal neu. Dieser Film stand also von Anfang an unter keinem guten Stern. Aber kann das erste Solo von Han trotzdem funktionieren?
 
A long time ago in a galaxy far, far away …
 
Üblicherweise beginnen wir eine Kritik mit einem kurzen Einblick in die Handlung. Aber jedes Mal wenn ich in den letzten 20 Jahren irgendeine Kleinigkeit zur Handlung eines Star Wars-Films erwähnt habe, gab es darauf nur zwei extreme Reaktionen. Manche Menschen wollen gleich mehr hören („Was? In „Rogue One“ sehen wir Charaktere aus den alten Filmen? Wen? Wer ist zu sehen? Kommt Boba Fett vor? Taucht Yoda auf? Bitte sag, dass es nicht Jar Jar Binks ist! Bitte!!“).
 
Ich antworte dann meistens, die Leute mögen sich doch einfach den Film ansehen und beschließe, diese Menschen in Zukunft zu meiden. Dann gibt es noch die Leute, die komplett überreagieren („Du kannst mir doch nicht verraten, dass in „Rogue One“ der Todesstern vorkommt!“ „‘tschuldigung, aber der ist doch schon auf dem Plakat zu sehen. Und im Trailer werden doch auch die Pläne dafür erwähnt.“ „Was?! Es geht um die Pläne?! Du spoilerst doch den ganzen Film! Spinnst Du?!“). An der Stelle breche ich dann immer das Gespräch ab und beschließe, diese Menschen in Zukunft zu meiden. Ich hab’s ohnehin nicht so mit Menschen. Hunde mag ich. Aber Menschen …
 
Zurück zum Thema: Wir erfahren, wie Han Solo zu dem Schmuggler wird, der er am Anfang von "Episode IV" war/sein wird/gewesen sein wird. Und wir erfahren auch, wie er Chewbacca kennenlernt („WAS?! Das kannst Du doch nicht einfach so verraten!!“ „Ach, werd‘ erwachsen!“).
 
„Never tell me the odds“
 
Man kann Star Wars-Filme nicht wirklich mit anderen Filmen vergleichen. Die Handlungen dieser Filme sind sogar gemessen am Standard von Blockbustern immer lächerlich. Und auch wenn im Laufe der Jahrzehnte einige sehr gute Schauspieler an der Reihe mitgewirkt haben, bleibt die beste schauspielerische Leistung in allen Filmen noch immer die von Natalie Portman. Aber bloß weil sie es geschafft hat, Hayden Christensen nicht laut auszulachen, als er wie ein kleines Mädchen über Sand gejammert hat. Man kann diesen Solo-Film noch nicht mal mit den regulären Episoden vergleichen. Als einziges Vergleichsobjekt bietet sich daher „Rogue One – A Star Wars Story“ an.
 
„Rogue One“ hatte einen tollen Look. Ganz großartig hat man den Stil der Kostüme, Bauten und Fahrzeuge aus „Episode IV“ aufgegriffen und doch etwas Eigenes geschaffen. „Solo“ kann hier ganz gut punkten. Die Kostüme zitieren den Stil der Ur-Trilogie, bieten aber auch Neues. Wir sehen einige interessante Varianten imperialer Uniformen und auch die Outfits des Helden lassen seinen Stil erkennen, ohne bloße Imitationen zu sein. Besonders witzig ist es, mal einen nassen und sogar einen schlammigen Wookie zu sehen (Wie lange braucht es eigentlich, bis ein Wookie wieder trocken ist? Also ich hatte mal einen Bernhardiner und wenn der an einem nassen Tag von draußen reinkam, war das kein Spaß.). Bei Emilia Clarkes Outfits wollte man wohl Vergleiche mit Leia und Padmé vermeiden.
 
Anders ist es nicht zu erklären, warum die Dame in dem Film eher langweilig gekleidet herumläuft. Die Bauten sehen wieder ganz interessant aus. Auf einer – im doppelten Sinne des Wortes –schrägen Eisenbahn findet eine der besten Actionsequenzen des Films statt. Aber sonst wird kaum einer der Schauplätze einen bleibenden Eindruck beim Zuseher hinterlassen. Das interessanteste Fahrzeug ist natürlich der gute alte Falke. Wir sehen ihn zuerst in garagengepflegtem Zustand und erfahren dann, wie er zu seinem ramponierten Aussehen gekommen ist („WAS?!! Schon wieder Spoiler!!“ „Ruhe jetzt!“). Von einem im Bau befindlicher Sternenzerstörer hätte man gerne mehr gesehen. Ein Luxus-Verbrecher-Großraumschiff gibt es auch noch.
 
 
Die Action in „Rogue One“ war spannend und wirkte doch sehr realistisch. Hier bietet „Solo“ wenig Neues. Alles ist natürlich hervorragend gemacht. Aber fast alles haben wir so oder so ähnlich schon mal gesehen. Die Verfolgungsjagd am Anfang kann nicht ganz mit dem Podracer-Rennen aus „Episode I“ mithalten. Imperiale Sturmtruppen konnten noch nie zielen. Das lässt die Schießereien nicht spannender werden. Und wir haben auch schon mal gesehen, wie der Falke beinahe von einem riesigen Weltraummonster gefressen wird. Die beste Actionsequenz des Films endet in der Explosion eines Berges, die zwar eindrucksvoll aussieht, aber viel zu schnell vorbei ist. An dieser und noch zwei oder drei anderen Stellen fragt man sich, wie viel besser der Film hätte werden können, wenn der gleiche Regisseur oder die gleichen Regisseure den Film von Anfang bis Ende betreut hätten.
 
Die Charaktere und ihre Darsteller waren es, die „Rogue One“ weit über das Niveau anderer Filme der Reihe hoben. Nun, seit verlautbart wurde, dass er die Rolle des Han Solo übernehmen würde, hatten sich die Fans schnell auf den armen Alden Ehrenreich eingeschossen. In Fußstapfen wie die von Harrison Ford zu treten, ist immer schwierig. Aber Ehrenreich macht seinen Job nicht schlecht. Das breite Grinsen hätte ein bisschen dosierter eingesetzt werden können. Auch hier fragt man sich, ob hier eine durchgängige Regie geholfen hätte.
 
Emilia Clarke spielt nach „Terminator Genesis“ wieder die Rolle einer harten, entschlossenen Kämpferin. Und wie auch dort, hat man Mühe, ihr diese Rolle abzunehmen. Ich mag gar nicht zählen, wie oft Woody Harrelson im Laufe seiner Karriere schon in Nebenrollen so geglänzt hat, dass er die Hauptdarsteller überstrahlt hat. Hier verschwendet man sein Talent in einer Rolle, die jeder halbwegs fitte Schauspieler seines Alters hätte spielen können. Vor allem von ihm würde man zu gerne ein paar der entfallenen Szenen sehen, die noch unter der Regie von Phil Lord und Christopher Miller entstanden sind.
 
Donald Glover („Community“) ist als Lando Calrissian witzig, aber nicht annähernd so witzig wie in jeder anderen Rolle, in der man ihn je gesehen hat. Selbst auf die Gefahr mich zu wiederholen; die geschassten Regisseure Lord und Miller sind Comedy-Spezialisten. Ron Howards letzte Komödie war „Dickste Freunde“ mit Kevin James.
 
Paul Bettany macht, was er immer macht, wenn in einem Film ein freakiger Charakter gebraucht wird. Das kann er gut, aber wir haben es mittlerweile oft genug gesehen. Dann gibt es noch eine Droidin namens L3-37, die nicht annährend so interessant ist, wie K-2SO aus „Rogue One“. Habe ich schon erwähnt, wie gerne ich mal ein paar Szenen sehen würde, die noch unter der Regie von Lord und Miller gedreht wurden?
 
Die Auftritte der Figuren aus „Episode IV“ gehörten zu den Höhepunkten von „Rogue One“. Hier sehen wir eine der enttäuschendsten Figuren aus den - an enttäuschenden Figuren nicht eben armen - Prequels. Dieser Auftritt ergibt auch chronologisch gar keinen Sinn.
 
 
Fazit
 
„Solo – A Star Wars Story“ ist nicht so schlecht, wie uns viele Kritiker zurzeit einreden wollen. Der beste Star Wars-Film dieses Jahrzehnts ist er zwar nicht, er kommt aber unter die ersten drei.
 
 
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Weitere Informationen

  • Autor:in: Walter Hummer
  • Regie: Ron Howard
  • Drehbuch: Lawrence Kasdan
  • Besetzung: Alden Ehrenreich, Emilia Clarke