Vaiana ist das neueste Animationsabenteuer von Walt Disney, ein solider Film mit vielen schönen Momenten, lustigen Figuren und exotischen Inseln im weiten Ozean.
Die magische Verbindung von Musik und Walt Disney
Walt Disney wusste von Anfang an um die Macht der Musik in Filmen. Bereits die klassischen Disney-Kinderfilme haben starke Melodien und Texte, gesungen von liebenswerten Zeichentrickfiguren. Die neueste Geschichte baut nun vollkommen auf diese bewährten Elemente und versucht gar nicht, etwas Neues zu schaffen. Es geht vielmehr darum mit bunten Bildern und eingängigen Liedern ein junges Publikum zu unterhalten. Dass dabei der Inhalt keine große Rolle spielt, darf einen da nicht stören.
Das junge Mädchen Vaiana hat eine ganz spezielle Beziehung zum Meer, doch einzig ihre Großmutter scheint sie zu verstehen. Die anderen Bewohner der Insel haben großen Respekt vor dem ewigen Ozean. Da Vaianas Vater zudem der Chef des Dorfes ist, soll sie einmal in seine Fußstapfen treten und dementsprechend vorbereitet werden. Doch immer wieder zieht es sie an den Strand, der Blick sehnsuchtsvoll jenseits des Riffes gerichtet. Als die Flora der Insel schließlich von einer mysteriösen Krankheit befallen wird, entschließt sich Vaiana, auf eigene Faust nach der Ursache dieses Befalls zu suchen.
Das führt sie weit weg auf eine sagenumwobene Insel, auf den Spuren der alten Sagen ihres Clans, dabei sind ihre einzigen Verbündeten der großspurige Halbgott Maui und ein im wahrsten Wortsinne dummes Huhn. Maui folgt ihr jedoch eher widerwillig, denn eigentlich ist er selbst für die Katastrophe verantwortlich die alle Inseln krank macht. Außerdem glaubt er nicht daran dass ein kleines Mädchen so eine große Aufgabe bewältigen kann. Doch weit gefehlt, bald stellt sich heraus dass nur Vaiana klug genug ist zu sehen, was getan werden muss.
Paradiesische Zustände wenigstens im Film
Es ist die erklärte Mission vieler Animationsfilme, von der Härte und Eintönigkeit des Alltags abzulenken. Entsprechend wird auch die Insel und ihre Bewohner präsentiert. Eine ideale Gesellschaft im Einklang mit der Natur, sogar die Tiere sind irgendwie glücklich. Selbst die Antagonisten des Films, der Krebs Tamatoa und das Lavamonster Te Ka sind eher moderat gesinnte Feinde. Tamatoa hat selbst keinerlei eigene Agenda und das Lavaspukende Wesen ist offensichtlich relativ Ortsgebunden. Nicht einmal der Ozean stellt eine Bedrohung dar, vielmehr nimmt er wiederholt Form an um Vaiana in den wenigen brenzligen Situationen zu helfen.
Der Film baut also darauf, dass es schön sein kann einfach nur in Bildern von Palmen und Sandstrand zu schwelgen und den Wind in den Segeln zu spüren. Vaiana hat als eigensinnige und starke Hauptfigur natürlich trotzdem ein großes Identifikationspotential, zumindest für Heranwachsende. Dementsprechend konsequent wird ihr auch noch ein cooler Halbgott zur Seite gestellt, der nicht nur lustige Sprüche drauf hat, sondern sich auch Mithilfe seines Fischerhakens in alle möglichen Tiere verwandeln kann, was er allerdings kaum zu seinem Vorteil zu nutzen weiß.
Maui wird in der deutschen Fassung recht souverän von Andreas Bourani gesprochen, wobei diese Wahl sicherlich damit zusammenhängt, dass der Halbgott auch gleich ein paar Mal ein Liedchen trällert. Vaiana singt natürlich auch, ihre Stimme verleiht ihr im deutschen Lina Larissa Strahl, einige kennen sie bestimmt schon aus den Bibi&Tina-Filmen. Im Abspann darf dann schließlich noch Helene Fischer ran und singt den Titelsong. Die Musik wurde unter anderem von Lin-Manuel Miranda komponiert der durch das Musical Hamilton mittlerweile vor allem in Amerika sehr bekannt ist und auch der polynesische Musiker Opetaia Foa’i hat an dem Soundtrack mitgewirkt, was sich musikalisch in der Form von rhythmischen Trommelklängen niederschlägt.
Der Film verschenkt insgesamt ein bisschen sein Potential, vermeidet dafür aber zumindest übermäßige Spannungen. So werden verschiedene Probleme angerissen, zum Beispiel der Konflikt zwischen Vater und Tochter, zwischen der Schönheit und der Zerstörungskraft der Natur, zwischen dem sicheren Leben an Land und einem abenteuerlichen Leben auf dem Meer, doch stets wird schnell eine relativ simple Lösung gefunden und die Wogen geglättet. Dabei wurde wohl auf jüngere Zuschauer Rücksicht genommen, das führt aber zu einer seichten Handlung ohne viel Tiefgang.
Die Motivation der einzelnen Charaktere erschließt sich leider auch nicht immer, manche Plot- Entwicklungen wirken da eher forciert. Der Halbgott Maui sollte wohl als Figur aus komödiantischen Gründen eitel sein, aber dann doch nicht zu negativ wirken, was ihn letztlich relativ eindimensional macht. Vaianas Vater und andere Nebencharaktere bleiben im Film stets Randfiguren, das kleine Schweinchen zum Beispiel, eigentlich ihr treuer Begleiter, spielt augenscheinlich für den Fortschritt der Handlung keine Rolle und darf auch beim Abenteuer gar nicht dabei sein.
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