Bunt und magisch geht es zu in Disneys neuem Animationsmusical ...
... „Encanto“, das eine in der kolumbianischen Bergwelt lebende Teenagerin auf eine kurzweilige Erkenntnisreise schickt.
Anders als der Rest
Am Anfang steht, wie passend für unsere turbulenten Zeiten, eine Flucht. Vor wem genau Alma Madrigal und ihr Gefolge zu entkommen versuchen, lässt der Film im Dunkeln. Sicher ist nur: Sie brauchen ein neues Zuhause. Einen Ort, an dem sie sich wieder geborgen fühlen können. Wie praktisch, dass den Gejagten eine Zauberkerze in die Hände fällt, die ihnen, tief in den kolumbianischen Bergen, einen eigenen magischen Schutzraum, den titelgebenden encanto, schenkt. Eben dort siedeln sich Alma und die anderen an und führen ein vor der Außenwelt verborgenes Leben.
Fester Bestandteil dieses verwunschenen Paradieses sind die Feiertage, an denen ein junges Mitglied der Familie traditionell mit einer besonderen Gabe gesegnet wird. Einzig bei Mirabel will sich keine außergewöhnliche Fähigkeit einstellen, was reichlich Verwunderung hervorruft. Als sie Jahre später im Teenageralter nach der Zeremonie für einen kleinen Verwandten seltsame Risse in ihrem Haus bemerkt, beschleicht sie eine böse Ahnung: Ist möglicherweise die Magie der Madrigals und des encanto in Gefahr? Obwohl zunächst niemand ihre Befürchtungen hören möchte, macht sie sich auf die Suche nach Antworten.
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Keine Frage, in den letzten Jahren hat in Disneys Animationsarbeiten ein Umdenken stattgefunden. Herrschte früher oft ein klischeehaftes Prinzessinnenbild vor, gibt es nun immer mehr starke, entschlossene und mehrdimensionale Heldinnen, die einen Traumprinzen nicht benötigen, um glücklich zu sein. „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“, „Vaiana“, „Die Eiskönigin II“ sowie „Raya und der letzte Drache“ atmen einen frischen, modernen Geist, dem sich auch „Encanto“ verpflichtet fühlt. Mirabel ist eine ebenso reizvolle wie liebenswerte Protagonistin.
Einerseits empfindet sie sich unter all den Angehörigen mit speziellen Eigenschaften als Außenseiterin und fragt sich, welchen Platz sie in der Familie einnehmen soll. Andererseits versinkt sie nicht in Selbstmitleid, legt oft eine erstaunlich gute Laune an den Tag und besitzt eine ordentliche Portion Empathie. Dass ausgerechnet sie, die „Normale“ in der Runde, die aufziehende Bedrohung erkennt und sich nicht, etwa durch ihre strenge Großmutter Alma, davon abbringen lässt, Nachforschungen anzustellen, gehört zu den schönen Einfällen des Drehbuchs.
Finaler Zuckerguss
Da Mirabels Sippe zahlreiche Mitglieder umfasst, schafft es das Animationsabenteuer nicht, allen Figuren gerecht zu werden. In vielen Fällen arbeitet „Encanto“ mit eher groben Pinselstrichen. Wirklich ins Gedächtnis brennen sich eigentlich nur die junge Heldin und die von ihrer Fluchterfahrung geprägte, um den Schutz der Familie besorgte Oma. Kein Wunder, dass genau diesen beiden gegen Ende eine der eindringlichsten Szenen des ganzen Films gehört.
Auf den letzten Metern neigt die nie langweilig werdende, einige lobenswerte Botschaften („Individuelle Entfaltung kann so befreiend sein!“ „Der Charakter ist wichtiger als jede Superkraft!“) transportierende, zum Schluss erwartungsgemäß den Zusammenhalt beschwörende Coming-of-Age-Geschichte vielleicht ein bisschen zu viel zum klassischen Disney-Zuckerguss. Vergessen machen die Ausflüge ins Kitschige den vorangegangenen Charme allerdings nicht.
In technischer Hinsicht gibt es, das ist man mittlerweile von Animationswerken aus dem Micky-Mouse-Konzern gewohnt, nichts zu kritisieren. „Encanto“ erstrahlt in den verlockendsten Farben, kreiert eine Welt, in die man voller Entdeckungseifer eintaucht und feuert vor allem in den nicht wenigen Gesangs- und Tanzpassagen visuell aus allen Rohren.
Das von Charise Castro Smith als Koregisseurin unterstützte Gespann Jared Bush und Byron Howard spielt dabei immer wieder mit etlichen unterschiedlichen Ebenen. Die kreative Energie ist sicherlich beachtlich, könnte kleine Zuschauer manchmal aber auch überfordern. Großartig mäkeln wollen wir an dieser Stelle jedoch nicht. Immerhin ist es besser, viel zu versuchen und viele Ideen zu haben, als sich mit dem Naheliegenden und Formelhaften zufriedenzugeben. In ihre Bilder zu wenig zu investieren – das kann man den Machern gewiss nicht vorwerfen.
Fazit
Kein neues Animationsmeisterwerk aus der Disney-Schmiede, aber sehr wohl kreativ verspielte und charmante Popcorn-Unterhaltung, die einen beschwingt aus dem Kino kommen lässt.
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