Die Fortsetzung der Animationskomödie „Gnomeo und Julia“ sieht putzig aus, ...
... erzählt aber eine wenig aufregende Geschichte mit halbherzigen emotionalen Zwischentönen.
Wo sind all die Zwerge hin?
Shakespeares bekannte Tragödie um zwei junge Liebende, die aus verfeindeten Familien stammen, diente 2011 als Inspirationsquelle für ein leidlich unterhaltsames Gartenzwergabenteuer. Dessen Titelhelden Gnomeo (Stimme im Original: James McAvoy) und Julia (Emily Blunt) tauchen auch in der nun startenden Fortsetzung auf, teilen sich die Bühne dieses Mal allerdings mit einem Meisterdetektiv, der an Arthur Conan Doyles berühmten Privatermittler angelehnt ist.
Nach dem Umzug ihrer menschlichen Besitzer nach London müssen sich die beiden frisch verheirateten Zipfelmützenträger auf so manche Neuerung einstellen und staunen nicht schlecht, als sie erfahren, dass sie schon bald die Gartenleitung übernehmen sollen. Voller Begeisterung stürzt sich Julia umgehend in die gestalterischen Planungen und lässt ihren Gatten plötzlich links liegen, weshalb sich dieser um ihre Beziehung zu sorgen beginnt. Nur wenig später verschwinden aus heiterem Himmel alle anderen Gartenzwerge. Und im Handumdrehen steht auch schon der clevere Kombinierer Sherlock Gnomes (Johnny Depp) mit seinem Assistenten Dr. Watson (Chiwetel Ejiofor) auf der Matte, um den rätselhaften Fall zu übernehmen. Mehr und mehr drängt sich der Verdacht auf, dass Sherlocks totgeglaubter Erzfeind Moriarty (Jamie Demetriou) hinter dem Verbrechen steckt.
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Fangen wir mit dem Positiven an: Die Animationsarbeit kann sich durchaus sehen lassen. Unverkennbar geben sich die Macher rund um „Kung Fu Panda“-Regisseur John Stevenson große Mühe, die tönerne Beschaffenheit ihrer kleinen Protagonisten überzeugend einzufangen. Immer mal wieder entführt der Film sein Publikum an einen skurrilen Schauplatz, der nette, kleine Eigenheiten zu bieten hat. Und besonders in Erinnerung bleiben die gelegentlich eingestreuten, für visuelle Abwechslung sorgenden handgezeichneten Schwarz-Weiß-Passagen, die einen amüsanten Einblick in Sherlocks komplexe und verquere Denkprozesse geben. Darüber hinaus versprühen einige Verfolgungsjagden ausreichend Dynamik, um Jung und Alt zumindest für kurze Zeit zu fesseln.
Es fehlt an Herz
Dass es auf inhaltlicher Ebene immer wieder hapert, ist dennoch nur schwer zu übersehen. Als eher unglücklich erweist sich schon die Entscheidung, die literarische Vorlage zu wechseln, Gnomeo und Julia aber dennoch fast gleichberechtigt mit dem titelgebenden Detektiv in die neue Geschichte zu integrieren. Ins Visier nimmt das von Ben Zazove verfasste Drehbuch nicht nur das problematische Verhältnis zwischen dem arroganten, rücksichtslosen Sherlock Gnomes und seinem bedauernswerten Weggefährten Dr. Watson, sondern auch das Kriseln in der Partnerschaft der Zwerge aus Teil eins. Auch wenn die Stränge durch das Thema „Missachtung nahestehender Personen“ verbunden sind, wird der Film beiden letztlich nicht gerecht. Während Gnomeos und Julias Ehekrach harmlos und konstruiert erscheint, hätte man die unvermeidliche Wandlung des selbstverliebten Ermittlers ruhig etwas raffinierter aufziehen können.
Gerade weil die Charakterentwicklung halbherzig ausgearbeitet ist, nimmt man die emotionalen Beats irgendwann nur noch mit einem Schulterzucken auf. Wo andere Animationsfilme wahrhaft ergreifende Zwischentöne setzen, begnügt sich „Sherlock Gnomes“ zumeist mit formelhaft-gekünstelten Gefühlsmomenten.
Bei der von Kindern besuchten Pressevorführung war außerdem gut zu hören, dass der Humor bei weitem nicht immer funktionieren will. Weder die für die kleinen Zuschauer gedachten Witze noch die an den erwachsenen Betrachter gerichteten ironischen Pointen und Conan-Doyle-Anspielungen ließen die Anwesenden in schallendes Gelächter ausbrechen. Da auch der Krimiplot trotz einer gelungenen Überraschung nicht sonderlich originell gerät, kann man guten Gewissens folgende Behauptung aufstellen: Dem Schöpfer von Sherlock Holmes hätte diese allenfalls durchwachsene Verwurstung seiner bekanntesten Figur sicher nicht gefallen.
Fazit
Optisch ist „Sherlock Gnomes“ absolut passabel, erzählerisch aber viel zu schematisch, um nach dem Kinobesuch noch länger in Erinnerung zu bleiben.
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