Mit Erscheinen des letzten Harry Potter-Films „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2” war klar, das trotz Ende der Saga noch lange nicht das Franchise zu Ende gehen kann.
Zu viel Geld nimmt die Marke über die magische Welt rund um die Zauberschule Hogwarts ein.
Doch bis zur Rückkehr auf die Leinwand hat es nun immerhin fünf Jahre gedauert. Für das Spin Off „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind” wurde nicht nur Regisseur David Yates zurückgeholt, sondern mit J.K. Rowling die Schöpferin der Harry Potter-Romane höchstpersönlich für das Drehbuch verpflichtet. Das Ergebnis ist ein gelungener Auftakt zu einer ganz neuen Saga (die gleich fünf Filme umfassen soll), welche sich wunderbar eigenständig ins Universum einfügt und zumindest die schwachen Yates-Potter-Werke (Teil Fünf bis Acht) mühelos übertrifft.
Der junge Zauberer Newt Scamander (Eddie Redmayne) wagt ein neues Abenteuer, als er in die Vereinigten Staaten bzw. New York reist. Mit dabei: Ein magischer Koffer voller verschiedener Kreaturen, vom winzigen Bowtruckle bis zum diebischen Niffler. Doch, as durch ein Missgeschick Newt seinen Koffer den des Muggls Jacob Kowalksi (Dan Fogler) vertauscht, bricht das Chaos aus. Mehrere der mystischen Wesen können entkommen und machen nun die Stadt unsicher.
Newt muss nun nicht nur diese mit Hilfe der Aurorin Tina (Katherine Waterston) wieder einfangen, sondern sich auch vor dem Zauberei-Ministerium der USA verantworten, unter dessen Gefilde gerade der zwielichtige Agent Percival Graves (Colin Farrell)dem jungen britischen Magier das Leben schwer machen will…
Echtes "Harry Potter" - Feeling dank J.K. Rowling
Das Harry Potter-Spin Off ist zwar eine Adaption des gleichnamigen Buches von J.K. Rowling, welches kurz nach Erscheinen des letzten Potter-Bands veröffentlicht wurde, doch bei der Vorlage handelt es sich lediglich um eine Enzyklopädie mit diversen Kreaturen der Zaubererwelt. So musste eine völlig neue Geschichte erdacht werden. Das Lexikon „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind” wurde schließlich in der Rahmenhandlung von Newt Scamander persönlich verfasst und dient später im Unterricht auf Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei, als Lesestoff für Harry Potter und seine Mitschüler.
Im Film wird nun quasi die Vorgeschichte erzählt, bevor Newt anhand seiner Erlebnisse seine Tiersammlung in sein Werk übernimmt. Das diesmal keine direkte literarische Vorlage adaptiert werden muss, stellt sich für den Film als Glücksfall heraus. Denn speziell die Harry Potter-Filme von David Yates litten unter einer gehetzten Erzählweise mit zahlreichen Lücken, wodurch die Bücher erzählerisch wenig gelungen auf die Leinwand übertragen wurden.
„Phantastische Tierwesen” ist da schon viel befreiter und kann sich ganz die Zeit nehmen, die es braucht. Das J.K. Rowling nun selbst das Drehbuch verfassen konnte, hilft dabei ungemein. Obwohl es zahlreiche Querverweise wie Anekdoten auf Hogwarts, Dumbledore und Co. gibt, funktioniert die neue Geschichte mit der USA als gänzlich neuer Schauplatz erfreulich eigenständig und kann selbst Nicht-Kenner der Potter-Werke faszinieren.
Allerdings merkt man am Drehbuch auch, dass Rowling noch nie zuvor ein Drehbuch verfasst hat. Denn dramaturgisch stolpert der Film immer wieder und erlaubt sich so einige Längen. Manche Handlungsebenen wie die Verfolgung der Tiere funktionieren wunderbar, andere bremsen jedoch den Erzählfluss gelegentlich aus und manche sind sogar ziemlich überflüssig geraten wie die anstehende Präsidentschaftswahl, die wohl nur aus aktuellen politischen Anlässen in die Handlung gefunden hat.
Modernes Blockbuster-Kino mit Humor
So bleibt die Spannung etwas auf der Strecke, auch da der Handlungsablauf wie auch das Finale sehr konventionell geraten sind und wenig Überraschungen parat haben. Ausnahme bleibt da ein gelungener Gast-Auftritt eines berühmten Schauspielers, dessen Casting zwar schon öffentlich verkündet wurde, für Nichtwissende trotzdem hier nicht genannt werden soll. Ansonsten bleibt das Skript eher eintönig und vorhersehbar, also ganz modernes Blockbuster-Kino eben. Beim Schreiben von eigenen Romanen ist Rowling jedenfalls kreativer gewesen.
Dennoch fügt sich der Film wunderbar ins Universum ein, auch da Regiseur David Yates dazugelernt hat und nun ein besseres Händchen für die Inszenierung zeigt. Schlechtes Schauspiel und fürchterlich alberne Szenen gehören der Vergangenheit an. Im Vergleich zu enttäuschenden Werken wie „Harry Potter und der Halbblutprinz” ist „Phantastische Tierwesen” sehr erwachsen geraten, stellenweise sogar etwas arg düster für eine FSK 6-Altersfreigabe. Dank den tollen und liebenswerten Charakteren bleibt dennoch der Humor nie auf der Strecke und ist diesmal viel besser getimt als in den Potter-Filmen. Neben dem amüsanten Nicht-Magier Kowalski ist aber eines der Tierwesen der Star des Films: Der kleine putzige Niffler stiehlt mit seinen ständigen Einbrüchen und dem Hang zum Juwelenraub einfach allen die Show.
Das gigantische Budget von 225 Millionen Dollar ist dem Film auch mehr als anzusehen. Stellenweise sind die Szenen nur etwas zu künstlich geraten und hätten das ein oder andere CGI weniger gut vertragen. Gerade die Zaubersprüche sehen jedoch immer noch grandios gut aus. Die Musik von James Newton Howard (Collateral) verleiht den Szenen dabei noch eine gewisse Dynamik und fügt neben den bekannten und fast schon nostalgisch anmutenden Themen nun auch neue sehr gelungene Klänge hinzu.
Fazit
Harry Potter-Fans bekommen endlich wieder etwas zu sehen und das Spin Off „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind” ist zum Glück ein solider Film und ein gelungener Auftakt zu einer neuen Saga geworden.
Der ernste erwachsene Erzählton, der dennoch zum richtigen Zeitpunkt wieder aufgelockert wird, ist genau richtig und die neuen Charaktere sind überraschend gut getroffen. Fans dürfen zufrieden sein, doch gerade Potter-Verweigerer können hier mal reinschauen.
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