Eine Verfilmung eines Musicals, das auf einem Film basiert, der vor ...
... zwanzig Jahren mal erfolgreich war. Das ist es, was uns Hollywood zur Zeit so im Kino anbietet …
This is a cautionary tale
Cady Heron hat die ersten siebzehn Jahre ihres Lebens mit ihrer Mutter, einer Forscherin in Kenia gelebt. Nach einem Umzug darf sie zum ersten Mal eine amerikanische High School besuchen. Zunächst ist Cady noch sehr unbedarft. Aber bald findet sie sich zwischen den verschiedenen Cliquen nur zu gut zurecht und wird sogar zu einer Bedrohung für die Anführerin der Mädchengang „Plastics“, die boshafte und egoistische Regina …
Mean Girls war 2004 vor allem in den USA ein Überraschungserfolg. Nach einem Drehbuch von Tina Fey entstanden, konnte der Film bei einem Budget von 17 Millionen Dollar weltweit 130 Millionen Dollar einspielen. Einige der Darstellerinnen wie Rachel McAdams und Amanda Seyfried machten danach Karriere, Lindsey Lohan machte danach nicht nur mit ihrer Arbeit Schlagzeilen und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. 2017 lief das gleichnamige Musical am Broadway an.
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https://www.cinepreview.de/index.php/item/956-mean-girls-der-girls-club-kinostart-25-01-2024#sigProIdd82fdd20b2
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Zur Vorbereitung auf diese Rezension habe ich mir den Film von 2004 nach langer Zeit wieder angesehen. Und ähnlich wie seine Hauptdarstellerin Lindsey Lohan ist der Film nicht besonders vorteilhaft gealtert. Viele der Gags von 2004 basieren auf Vorurteilen gegenüber Minderheiten. Und ganz allgemein erinnert der Film daran, dass Tina Fey in kurzen Sketches unheimlich witzig sein kann, in Spielfilmen aber leider nur selten die gleiche Wirkung erzielt.
Hier ist der neue Film dem alten bereits überlegen. Tina Fey hat wieder das Drehbuch geschrieben und sie hat gut daran getan, die unsensibleren der alten Scherze auszusortieren. Auch hat die Hauptfigur ihr bisheriges Leben nicht in einem vagen, unbestimmten Afrika, sondern in einem bestimmten Land, nämlich Kenia, zugebracht.
Den größten Unterschied bildet aber natürlich die Musik. Immerhin ist „Mean Girls“ von 2024 ja ein Filmmusical. Die verschiedenen Songs klingen alle ganz nett. Ich kann mich nicht erinnern, eines der Lieder auf dem Heimweg vom Kino vor mich hin gepfiffen zu haben. Aber die Lieder sind alle ganz nett geraten und das eine oder andere hat einen recht witzigen Text.
Die Gesangs- und Tanznummern sind den beiden Regisseur*innen Samantha Jayne und Arturo Perez Jr. recht unterschiedlich geraten. Einzelne Nummern wie z.B. das Eröffnungslied der (noch) naiven Heldin sind ganz zauberhaft und auch originell gestaltet. Andere Nummern vermitteln dem Publikum nicht das Gefühl eines großen Filmmusicals, während ihnen durch die glatte Inszenierung andererseits der Charme eines kleinen, unabhängigen Films fehlt. Jayne und Perez haben bisher nur für das Fernsehen gearbeitet. Vielleicht erkennt man hier einen Mangel an Erfahrung.
Auch werden einige der Gags ein bisschen zu lang vorbereitet, als dass die Pointe dann noch richtig zünden könnte. Aber der Film bietet auch kurze, überraschende, schräge Einlagen und diese funktionieren dann auch wirklich sehr gut. Ganz allgemein hat der Film mit 112 Minuten Laufzeit vor allem im letzten Drittel einige vermeidbare Längen.
I see stars
Der größte Unterschied zum Original ist natürlich die Besetzung. Ja, Tina Fey und Tim Meadows sind wieder in ihren alten Rollen dabei. Und auch die Moderatorin eines Mathematik-Wettbewerbs kommt einem vage bekannt vor. Aber der Rest der Besetzung ist neu.
Angourie Rice hat im unterschätzen „The Nice Guys“ sowohl Russell Crowe als auch Ryan Gosling an die Wand gespielt. Und sie war wirklich witzig in den Spider-Man-Filmen mit Tom Holland. Hier schlägt sie sich im ersten Drittel des Films wacker. Die Verwandlung zur ruchlosen Anführerin der „Plastics“ mag man ihr dann aber doch nicht so recht abnehmen. Unter dieser Unglaubwürdigkeit leidet der Film in den entsprechenden Szenen.
Die noch recht unbekannte junge Darstellerin Reneé Rapp wirkt herrlich egozentrisch und selbstverliebt als Anführerin der „Plastics“. Bebe Wood („Love Victor“) wirkt wunderbar aufrichtig als naives Mitglied der Gang. Und eine junge Dame indischer Abstammung namens Avantika serviert einige dumme Gags sehr viel besser als diese es verdienen.
Auliʻi Cravalho, die englische Stimme von „Moana“ wirkt sympathisch in ihrer etwas klischeehaft geschriebenen Rolle. Ein noch recht unbekannter junger Mann namens Jaquel Spivey ist ein echter „scene-stealer“. Jenna Fisher („The Office“) und vor allem Busy Philipps („Cougar Town“) liefern beide einige witzige kleine Szenen als Mütter und sehen ihren Film-Töchtern sogar ähnlich. Warum Jon Hamm („Top Gun: Maverick“) in dem Film auftritt, ist unklar.
Und mehr gibt es über diesen Film leider nicht zu sagen. Eine durchwachsene Regie und ein passables Drehbuch nach einem Musical das auf einer halbwegs gelungenen, zwanzig Jahre alten Komödie basiert, ergeben zusammen mit sympathischen jungen und kompetenten erfahrenen Darsteller*innen ein halbwegs witziges Filmmusical. Daran ist nichts falsch.
Aber daran ist auch nichts wirklich richtig und wichtig. „Mean Girls“ wird Leute vielleicht unterhalten. Aber dieser Film wird kaum jemanden berühren. Er wird niemanden begeistern. Dieser Film wird niemanden dazu bringen, diese Erfahrung mit anderen teilen zu wollen. „Mean Girls“ ist ein Produkt, das man konsumieren kann oder auch nicht. Und wenn man es konsumiert, ist es (fast) gleichgültig wie und wo, ob im Kino oder daheim.
Das Kino steckt weltweit in seiner größten Krise seit der Einführung des Fernsehens vor vielen Jahrzehnten. Seit der Pandemie finden immer weniger und weniger Leute ins Kino zurück. Das ist natürlich nicht die Schuld von „Mean Girls“ oder der Leute, die an der Produktion dieses Films beteiligt waren. Aber es werden sicher nicht halbwegs gelungene Filmmusicals auf der Grundlage zwanzig Jahre alten Materials sein, mit denen die Studios die Leute wieder ins Kino zurückholen. Falls das Kino als Institution zu retten sein sollte, wird diese Rettung sicher nicht Filmen wie „Mean Girls“ zu verdanken sein.
Fazit
Was uns Hollywood zur Zeit im Kino anbietet, ist ein halbwegs witziger Film, mit netten Songs, dessen unausgewogene Regie und formelhaftes Drehbuch von einer sympathischen Besetzung gerettet werden.
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