Die Heinzels - Neue Mützen, neue Mission - Kinostart: 24.12.2024

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Heinzelmännchen sind ja für ihren Fleiß bekannt. Wie gut passt das zu der ...
 
... Fortsetzung des Films „Die Heinzels“ aus dem Jahr 2020?
 
Jetzt wird geheinzelt!
 
Heinzelmännchen haben ihr erstes Abenteuer überstanden, blabla, … neues Abenteuer, neue Heinzelmännchen, neue Freunde, … und so weiter, … werden gejagt, … und so fort, … am Ende erkennen alle, wie wichtig Zusammenhalt und Freundschaft ist, … tralala, … Happy End für alle und alles ist gut.
 
Unsere langjährigen Leser*innen kennen das längst. Immer wenn dem alten Mann von cinepreview zu einem Film so gar nichts einfallen will, schreibt er zunächst über alles mögliche. Meistens ist das der Fall, wenn der zu besprechende Film es nicht einmal geschafft hat, auf interessante Art und Weise schlecht zu sein. Dann schreibe ich gerne über andere, meistens bessere aber immer interessantere Filme. Aber auch über Autos, Hunde, Eva Green, meine Frau und einmal sogar über meine Armbanduhr habe ich bereits geschrieben. Heute werde ich das aber sein lassen. Warum sollte ich fleißig sein, wenn die Macher von „Die Heinzels – Neue Mützen, neue Mission“ keinerlei Fleiß erkennen lassen?
 
Wie käme ich dazu, mir für meine Rezension eine originelle Verbindung zu einem interessanteren Thema einfallen zu lassen, wenn die Filmemacher sich für ihren 77 Minuten langen Film doch auch nichts einfallen lassen wollten?
 
Ich weiß, es geht hier um einen Kinderfilm. Denn ein Familienfilm ist „Die Heinzels – Neue Mützen, neue Mission“ sicher nicht. Nichts in diesem Film ist geeignet, jemanden zu unterhalten, der die zweite Klasse hinter sich gebracht hat. Und Kinder unter 8 Jahren werden ungefähr so unterhalten, als würde man ihnen drei Folgen einer beliebigen Animationsfernsehserie der letzten fünfundzwanzig Jahre vorsetzen.
 
Die Scherzchen, die zum Großteil darin bestehen, dass Heinzelmännchen jede Menge Verben durch „heinzeln“ und auch eine große Zahl Substantive durch „Mützen“ ersetzen, mögen bei Vorschulkindern ankommen. Also wird in dem Film viel „geheinzelt“. Und es wird „Alle Mützen heil geblieben?“ gefragt und vor „Zank, Zwietracht und zerrupften Mützen“ gewarnt. Zum Drüberstreuen ärgert man sich mit „Vermützt nochmal!“.
 
 
Solche Dialoge sind in Ordnung, wenn kleine Kinder darüber schmunzeln können. Obwohl man als Erwachsener natürlich nicht ignorieren kann, dass es bereits seit Jahrzehnten ein Volk kleiner Wesen gibt, die in Comics, Fernsehserien und Kinofilmen alle möglichen Wörter durch ihren Namen ersetzen. Aber verschlumpft nochmal, … Verzeihung, … vermützt nochmal, das haben die Macher dieses Films wohl ganz verschlumpft, … ähm, … verheinzelt.
 
Auch Liedtexte wie „Wir haben die Mützen zurecht gerückt - Zusammen gelingt ein Meisterstück“ oder „Supermützen, Heinzelpower – Zusammen ist es immer schlauer“ mögen für Vorschulkinder funktionieren, die noch nie ewige Klassiker wie „Das Lied der Schlümpfe“ oder das philosophische „Was wird sein, fragt der Schlumpf“ gehört haben. Dialoge und Liedtexte überzeugen also weder durch Qualität noch durch Originalität und schon gar nicht durch erkennbaren Fleiß.
 
Ein Fall für die Supermützen
 
Die Handlung, die sich Drehbuchautor Jan Strathmann ausgedacht hat, folgt dem ewiggleich naiven Muster für Kinderserien und -filme: Fremde werden im Lauf des Abenteuers zu Freunden und man muss bloß zusammenhalten, dann gibt es auch ein Happy End für alle Beteiligten. So oder so ähnlich haben wir das bereits tausende Male gesehen. So oder so ähnlich haben wir das übrigens einige Dutzend Male von Jan Strathmann geschrieben gesehen, der nicht nur bereits das Drehbuch zu Teil Eins verfasst hat sondern auch zu „Der kleine Rabe Socke“, „Tigerentenbande“, „Petronella Apfelmus“ und ähnlichem.
 
 
Die Regie hat nach Teil Eins wieder Ute von Münchow-Pohl übernommen. Von Münchow-Pohl arbeitet seit Jahrzehnten an Animationsfilmen und war unter anderem an „Werner – Beinhart“ beteiligt, bevor sie 2001 mit „Kommando Störtebeker“ ihren ersten Spielfilm inszeniert hat. Es folgten Filme wie „Kleiner Dodo“, „Kleiner Rabe Socke“ und „Die Häschenschule“. Auch sie lässt keinen Fleiß erkennen, wenn sie für ihre Animationsfilme offensichtlich seit Jahrzehnten die gleiche billige Software benutzt.
 
Die Animation von „Die Heinzels – Neue Mützen, neue Mission“ ist furchtbar anzusehen. Wir sehen statische Hintergründe. Davor bewegen sich Figuren, die aussehen wie die Spielfiguren aus der allerersten Wii. Die Mützen der Heinzelmänchen sehen aus wie aus Kunststoff gefertigt, die Uniform der Polizistin wie ein Taucheranzug. Selbst kleine Kinder sollten mittlerweile Besseres gewohnt sein. Erwachsene, die Filme von Pixar, Disney, Dreamworks oder anderen großen Studios gesehen haben, fragen sich, wie man bei einem Animationsfilm ausgerechnet an der Animation sparen kann?
 
Dabei liegt die unterdurchschnittliche Qualität dieses Films wohl gar nicht nur in falscher Sparsamkeit begründet. Ich musste überrascht feststellen, dass nicht nur Jella Haase („Chantal im Märchenland“, „Fack Ju Göthe 1 – 17“) wieder einer der Figuren ihre Stimme leiht. Bekannte Schauspieler*innen und Synchronsprecher*innen wie Annette Frier und Michael Ostrowski wurden besetzt, nur damit all ihre Stimmen dann im fertigen Film klingen wie von einer KI gesprochen. So entspricht auch das Voice-Acting dem wenig fleißigen Gesamteindruck des Films.
 
 
Fazit
 
Am Ende wünscht man sich, echte Heinzelmännchen hätten die Herstellung dieses Films übernommen. Heinzelmännchen sind nämlich fleißig. Die hätten sich Mühe gegeben. Das kann man von den Machern von „Die Heinzels – Neue Mützen, neue Mission“ leider nicht behaupten.
 
 
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Weitere Informationen

  • Autor:in: Walter Hummer
  • Regie: Ute von Münchow-Pohl
  • Drehbuch: Ute von Münchow-Pohl
  • Besetzung: Jella Haase, Annette Frier