Die Macher dieses Films hatten die Idee, mal eine witzige Comicverfilmung und ...
... einen etwas schrägen Superheldenfilm zu machen. Diese Idee war so gut, dass jede Menge anderer Studios sie schon lange vorher gehabt haben.
Nicht Superman
Üblicherweise beginne ich diese Kritiken gerne mit einem kurzen Überblick über die Handlung. Nicht dass das im Falle dieses Films besonders schwer fallen würde. Tatsächlich ist die Handlung sogar gemessen am Standard von Superheldenfilmen sehr übersichtlich ausgefallen. Was da im Verlauf von 132 Minuten an Story geboten wird, ist leider so einfallslos, simpel und ganz und gar vorhersehbar, dass ich damit nicht nur meine Zeit sondern auch die Zeit der Leser verschwenden würde.
Wir haben einen besessenen Wissenschaftler, der nach noch mehr Macht sucht und so zum Superschurken wird. Wir haben einen weisen alten Magier, der einen würdigen Adepten sucht. Wir haben ein Waisenkind, das seine Mutter sucht. Wir haben eine schwächliche, aber freche und daher witzige Nebenfigur. Wir haben den frischgebackenen Helden, der zunächst nicht verantwortungsvoll mit seinen Superkräften umzugehen weiß. Wir haben eine liebende Familie, die den Helden auf den rechten Weg bringt.
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Nicht Captain Marvel
Alles, was wir schon aus soundsovielen Hollywoodfilmen kennen, bekommen wir hier in einer nur halbwegs lustigen, kein bisschen spannenden und etwas zu bemüht familienfreundlichen Version geboten.
Wenn Billy an einer Tür steht und der Dame dahinter erklärt, „Ich glaube sie sind meine Mutter“ und diese Tür dann von einer schwarzen Frau geöffnet wird, kann das nur witzig finden, wer wirklich schon sehr lange nichts mehr zu lachen hatte. Wie fast jeder Gag dieses Films ist diese Szene schwach geschrieben und ohne jedes Gespür für Timing inszeniert. Und so geht das den ganzen Film hindurch. Eine Szene mit einem fluchenden Weihnachtsmann ist nicht witzig.
Die Youtube-Sequenz ist nicht witzig. Wenn der Held nicht weiß, wie er im Superheldendress pinkeln soll ist das nicht witzig. Die Macher des Films haben es sogar geschafft, eine Szene mit einem unglaublich lieb dreinschauenden Hund nicht witzig zu gestalten. Man möchte Regisseur David F. Sandberg und seinen Autoren zurufen: „Ihr hattet einen Hund! Einen süßen Hund! Und Ihr habt es nicht geschafft, die Szene mit dem Hund witzig zu gestalten! Was ist los mit Euch?“ Es gibt einen Grund, warum Clowns so oft Hunde dabei haben. Weil Clowns selbst kein bisschen witzig sind, haben sie so oft es geht Hunde dabei. Mit einem Hund wirkt alles witzig, sogar Clowns. Aber in diesem Film fällt selbst eine Szene mit einem Hund nicht witzig aus.
In 132 Minuten hat das Publikum vielleicht sechs oder sieben Mal Grund zu lachen. Die erste Szene mit dem Stripclub ist nicht witzig. Die zweite ist halbwegs lustig, aber nur wegen der reizenden kleinen Darstellerin der Darla. Und fast alles was Jack Dylan Grazer in seiner Rolle des Freddy, Billys Freund, von sich gibt ist witzig. Aber auch nur wegen des wunderbaren komischen Talents dieses jungen Vollblutkomödianten.
Captain Exposition
Die meisten Superheldenfilme bieten keine echten Überraschungen. Aber „Shazam!“ ist tatsächlich ein komplett spannungsfreier Film. Jede einzelne Entwicklung der Geschichte ist absolut vorhersehbar. Und als wäre das nicht schlimm genug, wird auch noch alles immer und immer wieder erklärt. Der arme Mark Strong hat als Dr. Sivana in einer Szene seine ganze Motivation vor einer Nebenfigur auszubreiten, die nur zu dem Zweck in dem Film ist damit der Schurke ihr erklären kann was er vorhat und warum. Anschließend bekommen wir zu sehen, was er zwei Minuten vorher angekündigt hat und er erklärt einer anderen Figur nochmal, warum er tut was er tut.
Captain FSK
Richtig Mühe haben sich die Macher dieses Films nur in einer Hinsicht gegeben. „Shazam!“ ist sicher der familienfreundlichste Superheldenfilm seit „Captain Unterhose“. Ein Teenager kritisiert den anderen dafür, die Schule zu schwänzen. Billy benutzt seinen erwachsenen Heldenkörper um Bier zu kaufen, spuckt das Teufelszeug nach dem ersten Schluck aber gleich wieder aus und hat so seine Lektion gelernt. Die Harmonie in der Pflegefamilie lässt im Vergleich dazu den Haushalt der Waltons wie ein Bootcamp für minderjährige Schwerverbrecher wirken. Der Stripclub ist natürlich nur von außen zu sehen. Und wenn Billy selbst sagt, dass er sich die eine der sieben Todsünden irgendwie heißer vorgestellt hätte, dann kommentiert er damit auch eine der größten Schwächen dieses Films.
Der Superschurke Dr, Sivana erhält seine Macht von den sieben Todsünden. Die sehen kein bisschen so aus, wie man sie sich vorgestellt hätte sondern eher wie Wasserspeier auf einer neogotischen Provinzkirche. Mit den Todsünden haben sieinhaltlich rein gar nichts zu tun. Dazu sind sie noch so mies computeranimiert, dass man sich fragt, ob da nicht doch Schauspieler in billigen Latexanzügen stecken. Wenn diese Monster dann beim Sprechen nicht einmal die Münder bewegen, wirken sie nicht ganz so real und bedrohlich wie das Krokodil im Kasperltheater. Das kann nämlich beim Sprechen sein Maul bewegen.
Aber auch die menschlichen Figuren wirken nicht realistischer. Mark Strong muss als Schurke Hemden mit Stehkragen wie Dr. No. tragen, dazu einen Samtsmoking und darüber einen Ledermantel mit Pelzkragen. Dieser Kostümoverkill erinnert an miese Comedians, die ihre mittelmäßigen Witze durch schrille Bühnenklamotten aufzupeppen versuchen.
Und weil wir gerade von Bühnenklamotten sprechen: Zachary Levi (bekannt aus der Serie „Chuck“) hat für seine Rolle als Superheld sicher trainiert. Der größte Teil der Muskeln die im Film zu sehen sind gehören aber ganz offensichtlich zu seinem Kostüm. So natürlich und überzeugend wie seine Muskeln wirkt auch Levis Darstellung.
Jack Dylan Glazer hat bereits in „Es“ für sein Alter enormes darstellerisches Können gezeigt. Hier zeigt er auch noch großes komödiantisches Talent. Asher Angels Darstellung des Billy Batson wirkt daneben eher blass.
Die gerade mal zehnjährige Faithe Hermann wirkt einfach bezaubernd als überanhängliches Pflegekind. Die anderen jugendlichen und erwachsenen Schauspieler haben kaum eine Chance gegen ihre klischeehaften Rollen anzuspielen.
Fazit
Vor Zwanzig oder Fünfundzwanzig Jahren wäre „Shazam!“ ein leidlich unterhaltsamer, wenn auch etwas kindlicher Blockbuster gewesen. Damals wären auch die Tricks und Effekte des Films nicht weiter unangenehm aufgefallen. Aber leider haben wir im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte eine ganze Reihe witziger Superheldenfilme zu sehen bekommen. Und jeder einzelne war besser gemacht als dieser hier.
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