Marianengraben - Kinostart: 07.11.2024

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Man nehme zwei grundverschiedene Figuren und schicke sie auf eine Reise ...
 
... mit allerhand Verwicklungen. Fertig ist ein aufregendes Roadmovie? Nicht ganz, wie die Romanadaption „Marianengraben“ beweist.
 
Gefangen in der Tiefe
 
Die Lust, am Leben teilzunehmen, ist bei Paula (Luna Wedler) erloschen, seit ihr kleiner Bruder Tim (Willie Vonnemann) im italienischen Triest im Meer ertrank. Schuldgefühle plagen die junge Frau, die ihr Studium der Meeresbiologie kurz vor dem Abschluss ruhen lässt. Die Kommunikation mit ihrer Mutter beschränkt sich auf ein Minimum. Und eigentlich will sie nur noch eins: Tim endlich nahe sein, sich nicht mehr durch diese Welt kämpfen, die ohne ihn so viel trister ist.
 
Jasmin Schreibers Roman „Marianengraben“ und seine Verfilmung durch Eileen Byrne kreisen um die schweren Themen Schmerz und Trauer, nutzen jedoch in klassischer Manier einen Roadtrip, um ihrer Protagonistin die Kraft zu geben, aus der Tiefe der beklemmenden Gefühle wieder aufzutauchen. Anfangs, so heißt es metaphorisch etwas plakativ, befindet sich Paula noch 11.000 Meter unter dem Meeresspiegel am Boden des Marianengrabens, glaubt, fast erdrückt zu werden von ihrem Verlust.
 
Warum sie sich dann aber langsam freischwimmen kann? Weil sie auf dem Friedhof eine schicksalhafte Begegnung hat. Eben dort läuft sie dem Grantler Helmut (Edgar Selge) über den Weg, der die Asche seiner verstorbenen Ex-Frau ausbuddelt und mit ihr nach Südtirol abdampfen will. An einen Ort, der den beiden einst viel bedeutet hat. Ohne große Umschweife und durchaus ein wenig forciert macht das von Debütregisseurin Byrne geschriebene Drehbuch aus Paula und Helmut eine Zweckgemeinschaft, die noch in derselben Nacht die Straßen erobert. Paulas Ziel: Nach Triest fahren, wo sie die Unfallstelle ihres Bruders aufsuchen möchte.
 
Was folgt, kennt man aus unzähligen anderen Roadmovies: Die beiden beschnuppern sich, kriegen sich in die Haare, nähern sich an, entdecken Gemeinsamkeiten und stützen sich plötzlich gegenseitig. Trotz der ernsten Grundthematik schwingt dabei stets ein bisschen absurde Komik mit, die dann und wann auch eine Spur zu platt daherkommt. Nacktwanderer, denen die beiden Reisenden über den Weg laufen, beispielsweise sprechen natürlich in breitem Dialekt und gehen ausgerechnet dort baden, wo Paula und Helmut in Ruhe verweilen wollen.
 
Hübsche Landschaftsbilder, forcierte Konflikte
 
Der Hang, Dinge überdeutlich auszumalen und gewisse Wendungen mit der Brechstange herbeizuführen, zieht sich wie ein roter Faden durch den Film. Phasen der Trennung wirken oft arg konstruiert und sind erstaunlich schnell wieder vorüber. Besonders viel Wohlwollen verlangt „Marianengraben“ vom Publikum, wenn es um die zu Tage tretenden Parallelen der Reisegefährten geht. Das Element Wasser, das eigentlich ständig eine Rolle spielt, ist auch hier von zentraler Bedeutung.
 
 
Auf erzählerischer Ebene ruckelt es ohnehin mehrfach. So werden manche Plot-Ideen unvermittelt eingeführt, um dann ebenso schnell wieder in der Versenkung zu verschwinden. Etwas einfach macht es sich Eileen Byrne vor allem mit Blick auf den kleinen Tim, den seine große Schwester wiederholt vor sich sieht. Das allein wäre ja noch in Ordnung. Mehr als einmal sind es aber seine Hinweise und Offenbarungen, die Paulas Verhalten in eine bestimmte Richtung lenken. Einen allwissenden Toten als Wegweiser kann sicher jeder gut gebrauchen.
 
 
Genrekonform gibt es einige prächtige raue Landschaftsbilder zu bestaunen. Interesse am Geschehen weckt allerdings besonders das gut aufeinander abgestimmte Spiel der beiden Hauptdarsteller. Dank ihnen werden die etwas holzschnittartigen Figuren halbwegs lebendig und schaffen es in einigen Passagen tatsächlich, zu berühren. Sporadisch liefert die Roadmovie-Tragikomödie einfache, aber kraftvoll-kluge Einsichten.
 
Etwa dann, wenn Helmut betont, dass es ein Unterschied sei, ob man das Leben „nur“ nicht aushalten könne oder wirklich tot sein wolle. Leider gibt es aber auch mehrere Stellen, an denen Wedler und Selge krampfhaft tiefgründige Sätze aussprechen und Kalenderweisheiten aufsagen müssen. Ab einem gewissen Punkt ist es nicht sehr schwer, die Ereignisse im letzten Drittel vorauszuahnen. Glücklicherweise drückt die Regisseurin gegen Ende jedoch nicht mit allzu plumpen Mitteln auf die Tränendrüse.
 
 
Fazit
 
Roadtrip mit gut aufgelegten Hauptdarstellern, der allerdings arg überkonstruiert ausfällt und unter dem Strich zu belanglos bleibt, um die Themen Trauer, Schmerz und Loslassen tiefschürfend zu ergründen.
 
 
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Weitere Informationen

  • Autor:in: Christopher Diekhaus
  • Regie: Eileen Byrne
  • Drehbuch: Eileen Byrne
  • Besetzung: Luna Wedler, Edgar Selge