Dass die Eindeutschung eines ausländischen Films teilweise auch dessen Wirkung gänzlich verändern kann, wird häufig übersehen.
Besonders bei Komödien lässt sich dies beobachten, da manche Gags nur im Original funktionieren oder sogar die deutsche Fassung aufgrund von Eigenheiten besser ist. Letzteres gilt im Fall von „Voll verkatert“ jedoch nicht. Hier hat sich die deutsche Synchronisation zum Desaster entwickelt, weil der Verleih sich nicht auf die Stärke des Films verlassen konnte oder wollte und stattdessen auf ein stimmliches Stunt-Casting setzt, das nach hinten losgeht.
Zwei Leben einer Katze
Der von Kevin Spacey gespielte Tom Brand ist ein Selfmademan. Ein reicher Kerl, der 51 Prozent seiner Firma Firebrand hält und sein Ego streichelt, indem er in New York den größten Wolkenkratzer der nördlichen Hemisphäre präsentieren will. Dumm nur, dass ein Wolkenkratzer in Chicago sein Haus wohl überflügeln wird. Aber Tom hat noch andere Probleme. Er braucht ein Geschenk für seine Tochter, die sich unbedingt eine Katze wünscht. Also besorgt er ihr in einem ausgesprochen merkwürdigen Shop eine.
Wenig später passiert ein Unfall. Als Tom wiedererwacht, liegt sein Körper im Koma. Er kann ihn sehen. Weil er nun im Körper der Katze steckt. Als Katze muss er nun seiner Familie das geben, was er als Mensch aufgrund von Zeitmangel niemals konnte. Zugleich drängt jedoch auch die Zeit. Denn sein Körper stirbt – und wenn er nicht rechtzeitig zurückkehrt, dann wird er auf ewig als Katze sein Dasein fristen müssen.
Katzensprech
Seit mehr als 20 Jahren leiht Till Hagen seine Stimme Kevin Spacey. Sie passt perfekt. Ja, sie wirkt sogar überzeugender auf dem Gesicht als Spaceys Originalstimme. Der Verleih hat sich dennoch dafür entschieden, ihn nun von Oliver Kalkofe sprechen zu lassen. Weil man der Meinung war, man bräuchte einen großen Namen für die Katze.
Was bei dem Tier aber gerade noch so funktioniert, wird auf Spacey zur Travestie. Und tatsächlich gibt es einige Szenen mit Spacey, auf dem sich Kalkofe abmüht. Aber ihm fehlt letzten Endes das schauspielerische Potenzial, um hier zu überzeugen. Wie schwer die Synchronarbeit gewesen sein muss, kann man auch daran sehen, dass sehr häufig eine Asynchronität vorhanden ist – allerdings nur bei Spacey. Bei den anderen Schauspielern bekommt man gewohnt gute Arbeit geliefert.
Die Fehlentscheidung, hier auf ein Stunt-Casting zu setzen, torpediert den ansonsten eigentlich ganz putzigen Film. Kalkofe reißt aus der Geschichte heraus. Er wirkt wie ein Fremdkörper. Im Grunde bietet er hier das, über das normalerweise in seiner Tele-5-Show mit den schlechtesten Filmen aller Zeiten sehr gerne gelästert wird.
Wenig originell, aber nett
Die Geschichte selbst gewinnt in Sachen Originalität auch keinen Blumentopf. Derartige Stoffe hat man schon häufig gesehen. Regisseur Barry Sonnenfeld setzt das mit jeder Menge Routine um, lässt aber auch echten Esprit vermissen. Punkten kann „Voll verkatert“ vor allem durch die exzellente Tricktechnik.
Die ist mittlerweile soweit geschritten, dass eine CGI-Katze auch wie eine echte Katze aussieht und nicht mehr voneinander zu unterscheiden ist. Gerade aus den Abenteuern der Katze ergeben sich ein paar humoristische Highlights. Etwa, wenn Tom als Kater überhaupt keine Lust hat, Katzenfutter zu fressen, oder seiner Ex-Frau in die Handtasche pisst, oder sich einen Whiskey gönnt. Das ist gutes Material, da muss man schmunzeln, da macht „Voll verkatert“ einfach Spaß. Aber es reicht leider nicht aus, um darüber hinwegzutäuschen, dass der O-Ton hier sicherlich die deutliche bessere Wahl ist.
Fazit
„Voll verkatert“ spult seine Geschichte streng nach dem Baukasten-Prinzip ab. Neu ist hier gar nichts, weswegen man auch den Ausgang der Geschichte von der ersten Minute an kennt. Das kann eine heimelige Stimmung aufkommen lassen, weil man sich innerhalb dieses Storygerüsts wohlzufühlen beginnt, aber das auch nur, weil eben alles altbekannt ist.
Spaß macht der Streifen allemal, auch wenn man bei der deutschen Fassung Abstriche machen muss. Ansonsten gilt: „Voll verkatert“ ist im Grunde der Film zu den populären Katzenvideos, die auf YouTube seit Jahren begeistert gesehen werden.
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