Als die Prinzessin in „Frozen“ (so der englische Originaltitel) vor sechs Jahren ...
... keinen Prinzen nötig hatte, war das etwas Neues, etwas Frisches im Disney-Universum. An der Fortsetzung ist leider nicht viel neu oder frisch …
Into the unknown
Anna und Elsa leben glücklich und zufrieden in Arendelle. Aber dann hört Elsa den Ruf einer geheimnisvollen Stimme. Zusammen mit Schneemann Olaf, Kristoff und seinem treuen Rentier Sven brechen die Schwestern auf, um das Geheimnis eines verzauberten Waldes zu ergründen. Dabei lernen die beiden Schwestern einiges über die Vergangenheit ihres Volkes, aber auch über ihre Herkunft …
In den 90ern und frühen Zweitausendern hat Disney eine Reihe von Fortsetzungen zu einigen ihrer Erfolgsfilme produziert, die alle direkt auf Video oder DVD erschienen sind. Das wichtigste vorweg: „Die Eisköniging 2“ ist nicht so schlecht wie „Dschafars Rückkehr“, „Pocahontas 2 – Die Reise in eine neue Welt“, „Der König der Löwen 2 – Simbas Königreich“, „Hercules: Zero to Hero“, „Arielle 2 – Sehnsucht nach dem Meer“, „Tarzan & Jane“ und wie diese Filme alle hießen.
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Dazu ist diese Fortsetzung zunächst mal viel zu hochwertig produziert. Der Film sieht wieder hervorragend aus. Bei einem Budget von 280 Millionen Dollar sollte man das auch erwarten dürfen. Und so ist es kein Wunder, wenn die Bilder wieder fantastisch wirken, die Gesichter der Figuren wieder extrem ausdrucksvoll aussehen und sogar die Textur von unterschiedlichen Kleidungsstücken bis ins kleinste Detail stimmt. Aber das alles war bereits bei Teil Eins so. Gut, diesmal gibt es ein Wasserpferd das recht cool aussieht und einen süßen kleinen Feuersalamander (mit Betonung auf „Feuer“), aber ansonsten meint man alles bereits vor sechs Jahren so oder so ähnlich gesehen zu haben.
Die Geschichte ist wieder ganz nett ausgefallen. Es geht darum keine Angst vor Anderen und dem Anderssein zu haben. Und es geht wieder darum, dass Schwestern sich aufeinander verlassen können. Aber das war auch bereits bei Teil Eins nicht anders. Es gibt eine kleine Nebenhandlung, in der Kristoff nie dazu kommt, um Annas Hand anzuhalten. Aber die ist nur für einige wenige halblustige Gags gut. So bietet der Film leider auch inhaltlich nicht viel Neues.
The next right thing
Der Film bietet nicht bloß nicht viel Neues. Tatsächlich bemühen sich Regisseur Chris Buck und Co-Regisseurin und Autorin Jennifer Lee, die wieder die gleichen Jobs wie bei Teil Eins übernommen haben, uns vor allem mehr von dem zu bieten, was dem Publikum am ersten Film gefallen hat. Sie bemühen sich sogar allzu sehr. Wenn Olaf, die Prinzessinnen und Kristoff bereits im zweiten Lied davon singen, dass sich manche Dinge nie ändern und Anna später ein Lied mit dem Titel „The next right thing“ zum Besten gibt, klingt der Soundtrack wie ein ironischer Kommentar zum fehlenden Mut der Filmemacher.
Wie verzweifelt man den Erfolg von 2013 in jeder Hinsicht wiederholen möchte, hört man bei dem Lied „Into the unknown“ (auf Deutsch: „Wo noch niemand war“): Vor sechs Jahren war „Let it go“ (dt. „Lass jetzt los“) das was man im Musical einen „showstopper“ nennt. Und zu Recht. Diese Nummer hatte alles: eine mitreißende Melodie, einen Text der Jung und Alt anzusprechen vermochte und eine (in jeder Sprachfassung) großartige Interpretin. Mit der Nummer „Into the unknown“ versucht man ganz offensichtlich um jeden Preis an diesen Hit anzuknüpfen. Für sich genommen wäre das neue Lied eine durchaus gefällige Musiknummer. Nach „Let it go“ erinnert es aber an die fast identische und daher vergessene Nachfolgenummer eines One-Hit-Wonders.
Natürlich können sich Kinder ab 6 Jahren noch immer von den fantastischen Bildern verzaubern lassen. Und natürlich gibt es für die Kleinen noch immer jede Menge zu lachen. Dafür sorgt schon mal Olaf, der ja mittlerweile der erste mehrjährige Schneemann der Welt ist. Aber die besten Disney-Filme hatten neben Gags für die Kleinen und Pointen für die ganze Familie immer auch ein paar Lacher exklusiv für Erwachsene anzubieten. In diesem Film kommt der erste dieser Lacher nach einer guten halben Stunde. Wenn Kristoffs Solo-Nummer „Lost in the Woods“ dann wie ein Musikvideo aus den 80er-Jahren inszeniert wird, wirkt das wie ein Stück aus einem anderen Film.
Vielleicht hätten sich die Macher dieses Films mal mit ihren Kollegen von Pixar unterhalten sollen. Dort versteht man es meisterhaft, Fortsetzungen immer einen etwas anderen Dreh zu verpassen als dem ersten Teil. Mal wird ein anderer Charakter zur Hauptfigur, wie bei „Cars 2“, „Findet Dorie“ oder „Die Unglaublichen 2“. Mal umgeht man auf andere Art die Erwartungshaltung des Publikums, etwa wenn die Spielzeuge in „Toy Story 3“ nicht mit Andy mitkommen oder Woody in Teil Vier Abschied von seinen Freunden nimmt. Disney hat erst letztes Jahr mit „Chaos im Netz“ ähnlichen Mut bewiesen. Warum bloß hat man sich bei „Die Eiskönigin 2“ nicht ebenfalls ein bisschen was getraut?
Fazit
Mit „Die Eiskönigin“ hatte Disney vor sechs Jahren etwas Neues auf die Leinwand gebracht. Teil Zwei ist nun noch einmal 100 Millionen Dollar teurer geworden als Teil Eins, dafür aber leider auch langweiliger. Und so erkennen wir wieder einmal, Budget ist kein Ersatz für Kreativität.
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