In den USA auf der großen Leinwand zu sehen, hierzulande „nur“ über ...
... Amazon Prime verfügbar: Neil Burgers Science-Fiction-Thriller „Voyagers“, der sich trotz faszinierender Grundidee in formelhaften Konflikten und der Nachahmung eines Literaturklassikers erschöpft.
Zukunft der Menschheit fraglich
Schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie zeichneten viele Science-Fiction-Werke ein eher pessimistisches Bild unseres Planeten. Die sich zuspitzende Klimakrise und gesellschaftliche Radikalisierungsprozesse in vielen Teilen der Welt - um nur einige der heutigen Probleme zu nennen - haben Drehbuchautoren und Regisseuren offenbar den Glauben an eine halbwegs sonnige Zukunft geraubt.
Immer wieder gingen in den letzten Jahren Filme an den Start, die davon handeln, dass sich die Menschen in den Weiten des Weltraums nach neuen Habitaten umschauen, weil das Leben auf der Erde massiv bedroht oder bereits unmöglich geworden ist. Dieses Erzählmotiv bedient auch Neil Burger („Ohne Limit“) in seiner neuen Regiearbeit „Voyagers“.
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Im Jahr 2063 ist es endlich gelungen, einen Himmelskörper zu finden, der eine menschliche Besiedlung erlaubt. Da unsere Heimat nicht mehr allzu lange bewohnbar sein wird, bereitet man eine bahnbrechende Expedition mit dem Ziel der Kolonisierung des neu entdeckten Planeten vor. Im Labor werden 30 Kinder gezeugt, die sich durch enorme Intelligenz auszeichnen und komplett abgeschottet von der Außenwelt aufwachsen. Jegliche Art der Bindung an die Erde soll verhindert werden. Was zählt, ist einzig und allein die Mission, die geschlagene 86 Jahre dauern wird. Während der Reise ohne Wiederkehr müssen die Crewmitglieder mittels künstlicher Befruchtung Nachkommen zeugen, deren Kinder dann wiederum den Aufbau der neuen Gesellschaft schultern.
Richard Alling (Colin Farrell), der die Teilnehmer die ganze Zeit über betreut hat, bricht schließlich gemeinsam mit ihnen ins Weltall auf. Zehn Jahre später sind aus den Kindern junge Erwachsene geworden, die an Bord mit großer Präzision den ihnen zugedachten Aufgaben nachgehen. Eines Tages macht Christopher (Tye Sheridan) jedoch eine erschütternde Entdeckung: Die blaue Flüssigkeit, die die Hoffnungsträger jeden Tag zu sich nehmen müssen, unterdrückt gezielt ihre Gefühle und ihr sexuelles Verlangen. Als einige Anwesende beschließen, fortan auf das Getränk zu verzichten, gerät die Lage außer Kontrolle.
Raumschiff statt Insel
Künstlich erschaffenes Leben, genetische Optimierung und die Einstufung des Menschen unter rein funktional-effizienten Gesichtspunkten - „Voyagers“ packt sensible und kontroverse Themen an, traut sich aber leider nicht, diese ernsthaft zu erforschen. Statt den Prozess des abgeschirmten Heranwachsens auf der Erde etwas genauer zu zeigen und dem Zuschauer ein erstes Gespür für die Figuren zu geben, bringt Burger, der ebenfalls das Drehbuch schrieb, die Einführung im Eiltempo hinter sich. Sehr schnell befinden wir uns im Raumschiff, das mit seinen langen Gängen und seiner klinischen Ausstattung eine bedrückende Atmosphäre erzeugt. Und alsbald setzen sich auch schon die Plot-Mechanismen in Gang, welche die interessante Prämisse zu einem stellenweise nervenzehrenden, allerdings vorhersehbaren, konventionellen, Logiklöcher aufweisenden Überlebenskampf eindampfen.
An einer Stelle wirft Christopher Richard die fehlende Selbstbestimmung der jungen Reisenden vor. Aus diesem Wortwechsel entwickeln sich jedoch keine weiteren tiefschürfenden Diskussionen und Überlegungen.
Vielmehr schwenkt der Film zu einer Space-Version von William Goldings Roman „Herr der Fliegen“ um, der sich um eine Gruppe britischer Jungen dreht, die nach einem Flugzeugabsturz auf einer unbewohnten Insel im Pazifik stranden und dort ihren bislang unterdrückten niederen Instinkten freien Lauf lassen. Christopher, die Bordärztin Sela (Lily-Rose Depp) und ein paar andere friedfertige Mitstreiter stehen dem von Anfang an deutlich als Unruhestifter markierten Zac (Fionn Whitehead) und dessen Anhängern gegenüber. Das Kräftemessen bringt zwar, wie schon erwähnt, einige passable Bedrohungsmomente mit sich. Durchgehende Spannung bleibt aber aus, weil einem das Schicksal der mit groben Strichen gezeichneten Protagonisten schlichtweg zu wenig nahegeht. Daran ändert auch eine plump eingebaute Romanze nichts, die es lediglich für das alle Ecken und Kanten abschleifende Ende braucht.
Zumindest ein kleines bisschen entschädigen können für die mutlose inhaltliche Ausrichtung die schicken, häufig mit der Farbe Blau spielenden Bilder von Kameramann Enrique Chediak. „Voyagers“ bietet etwas fürs Auge. Eine ansprechende Verpackung ist allerdings nur die halbe Miete. Was ein cleverer, beunruhigende moralische Fragen aufwerfender Science-Fiction-Beitrag hätte werden können, entpuppt sich als Konfektionsware, die der Jungdarstellerriege fast keinen Raum zum Glänzen gibt.
Fazit
Grundidee hui, Ausarbeitung mäßig - hier bleiben definitiv zu viele Wünsche offen.
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