Doggy Style - Kinostart: 31.08.2023

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Von Hunden und Schwänzen: In der versauten Live-Action-Komödie ...
 
... „Doggy Style“ will ein ausgesetzter Vierbeiner Rache an seinem fiesen Besitzer nehmen und bekommt dabei Unterstützung von drei Artgenossen.
 
Erleuchtung produziert Rachewunsch
 
Oft wird sie beschworen, die Freundschaft zwischen Mensch und Hund. Auch im Kino, das in diesem Zusammenhang schon einige aufs Herz abzielende Filme hervorgebracht hat. Filme, die meistens um jeden Preis erbaulich sein wollen und Kitschanfälle keineswegs scheuen.
 
Als Parodie auf ebensolche Geschichten und auf die schrägen Eigenarten mancher Hundebesitzer im wahren Leben soll Joshs Greenbaums „Doggy Style“ verstanden werden, wie dem Pressematerial zu entnehmen ist. Statt clevere Gags abzufeuern und zuckersüße Klischees gewitzt zu brechen, reiht der Spaßstreifen aber häufig nur einen müden Penis- oder Kacka-Witz an den nächsten. Anzüglichkeiten allein, das bestätigt sich hier einmal mehr, reichen nicht, um anderthalb Stunden sinnvoll zu füllen.
 
Dass die Macher fast ausschließlich auf die Holzhammertaktik setzen, lässt schon der Einstieg erahnen: Während Protagonist Reggie (Originalstimme: Will Ferrell/deutsche Stimme: YouTube-Star Freshtorge), ein naiver, gutmütiger Border Terrier, sein Leben als wunderschön anpreist, lernen wir sein Herrchen Doug (Will Forte) – Achtung: akute Knallchargengefahr! – als ungehobelten, sexbesessenen, arbeitslosen Nichtsnutz kennen. Das Tier in seinem Haus kotzt ihn an, was er Reggie immer wieder spüren lässt. Der Vierbeiner jedoch deutet alle rüden Verhaltensweisen zu Liebesbekundungen um.
 
Selbst dann, als Doug ihn wiederholt in der näheren Umgebung auszusetzen versucht, blickt der Border Terrier durch eine rosarote Brille. Das alles muss ein Spiel sein, weswegen er stets artig nach Hause zurückkehrt.
 
Um den Hund endlich loszuwerden, lässt Doug ihn schließlich nach einer mehrstündigen Autofahrt aus dem Wagen. Zum Glück trifft der orientierungslose Reggie schnell auf den vorlauten Boston Terrier Bug (Jamie Foxx/Eko Fresh), der ihn mit der Australian-Shepherd-Hündin Maggie, einer echten Spürnase, und der ängstliche Dogge Hunter bekannt macht. Im Gespräch mit ihnen wird dem frischgebackenen Streuner klar, wie mies er früher behandelt wurde. Das Ergebnis dieser Erkenntnis: Reggie will den Weg zurück suchen und Doug seinen heißgeliebten Penis abbeißen.
 
 
Gelungene Ideen? Rar gesät!
 
Der hierzulande verwendete, auf eine Sexpraktik anspielende Verleihtitel – im Original heißt der Film schlicht „Strays“, also Streuner – schreit es bereits laut heraus: Josh Greenbaums Live-Action-Komödie ist fixiert auf Genital- und Fäkalhumor, lässt ihre tierischen Protagonisten wie frühpubertäre Geschöpfe dastehen. „Kacke geht immer!“, bekommen wir an einer Stelle zu hören, womit das Grundprinzip von „Doggy Style“ gut beschrieben wäre. Anfangs mag es vielleicht noch etwas lustig sein, wenn die Hunde im Akkord derbe Sprüche raushauen.
 
Relativ schnell nutzt sich allerdings eine solche Gag-Strategie ab. Auch in puncto Situationskomik sieht es meistens mau es. Was ach so witzig und anarchisch sein soll, ist in vielen Fällen erschreckend platt und vorhersehbar. Exemplarisch seien hier zwei Szenen genannt. Einmal versucht Hunter, in einer Zelle sitzend, mit seinem ständig zur Sprache kommenden Riesengemächt einen Schlüssel von der gegenüberliegenden Wand zu angeln. Und andernorts absolviert Dennis Quaid einen der wohl läppischsten Cameo-Auftritte der letzten Zeit.
 
Große Ansprüche darf man zudem nicht an Handlung und Figuren stellen. Der papierdünne, anekdotische Plot könnte in einem Zehn-Minuten-Drehbuchbrainstorming entstanden sein. Und Reggies Charakterentwicklung bleibt pure Behauptung. Beides wäre kein drastisches Problem, wenn wenigstens die Hälfte der Humoreinlagen zünden würden. So, wie sich der Film präsentiert, stolpert man aber zwangsläufig über das inhaltliche Vakuum.
 
Dennoch wollen wir nicht verschweigen, dass es tatsächlich auch ein paar brauchbare Ideen gibt. Schön ist etwa der Einfall, das Klischee des erzählenden Hundes mit einem resigniert wirkenden Vierbeiner durch den Kakao zu ziehen, dem niemand richtig zuhört, obwohl er Interessantes zu berichten hat. Nur er weiß nämlich, dass sein Herrchen, Typ Sonnyboy, ein kaltblütiger Serienkiller ist, der sich auf einem Jahrmarkt an sein nächstes Opfer ranmacht.
 
Eben jene Kirmessequenz hält außerdem einen amüsanten Inszenierungskniff parat, der auf die unterschiedliche Wahrnehmung des obligatorischen Feuerwerks abhebt: Während die Menschen mit strahlenden Augen den erleuchteten Abendhimmel bestaunen, kommen sich die panisch flüchtenden Hunde wie auf einem Schlachtfeld unter Dauerbeschuss vor. Frische, wenngleich seltene Impulse wie dieser und die technisch größtenteils saubere Verbindung von echten Tieren mit visuellen Effekten sind fast schon ein Segen. Retten können sie den Film allerdings nicht. „Doggy Style“ bleibt ein Griff ins Hundeklo!
 
 
Fazit
 
Betont anzügliche Hundekomödie, die gerne superunterhaltsam wäre, sich jedoch in den immer gleichen Zoten verliert. Gegen derben Humor ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Über 90 Minuten braucht es aber einfach etwas mehr Abwechslung.
 
 
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Weitere Informationen

  • Autor:in: Christopher Diekhaus
  • Regie: Josh Greenbaum
  • Drehbuch: Dan Perrault
  • Besetzung: Will Ferrell, Jamie Foxx