Aus Spanien kommt ein Film über eine ganz besondere Basketballmannschaft, ...
... die uns zeigt wie man gewinnt und wie man verliert … und warum es wichtig ist, wie man beides anstellt.
Tag der Bekloppten
Bei Marco (Javier Guitérrez) läuft es zurzeit gar nicht gut. Erst verliert er seinen Job als Assistenztrainer bei einem Erstliga-Basketball-Verein. Dann wird er noch wegen Alkohol am Steuer zu Sozialstunden verurteilt. Die soll er ausgerechnet als Trainer eine Gruppe von Menschen mit geistiger Behinderung abarbeiten. Marco, der bisher „Bekloppte und Mongos“, wie er sie nennt, nur aus dem Fernsehen und von Sammelaktionen kennt, hält es für unmöglich, „Los Amigos“ zu trainieren. Während er versucht aus der Gruppe eine Mannschaft zu machen, muss er auch noch seine Ehe retten …
Filme über Menschen mit geistiger Beeinträchtigung sind oft gut gemeint, aber selten gut gemacht. Und selbst wenn, finden sie nur selten ihr Publikum. Regisseur und Co-Autor Javier Fesser und Autor David Marqués stellen es daher sehr schlau an, wenn sie ihre Geschichte in Form eines Sportdramas erzählen. Nicht erst seit „Rocky“ spricht das Kinopublikum auf Geschichten von underdogs an.
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Los Amigos
Und der Film funktioniert am besten, wenn er die Geschichten der Mannschaftsmitglieder erzählt. Dieses Team besteht aus ganz unterschiedlichen Charakteren mit ganz unterschiedlichen Geschichten. Trainer Marco hat Mühe, diese kennenzulernen, weil er zunächst nur feststellt, was seine Spieler alles nicht können. Erst nach und nach lernt er, sich nicht auf die Defizite zu konzentrieren.
Und auch für das Publikum ist der Film am interessantesten, wenn er uns die unterschiedlichen Teammitglieder zeigt. Da ist Marin, für den es nur eine weitere seiner vielen Krankheiten ist, ein Hypochonder zu sein. Román, der schon einmal einen sportlichen Erfolg feiern durfte und daher sehr zurückhaltend ist. Andere Teammitglieder sind sehr viel anhänglicher als dem Trainer lieb ist. Einer der Spieler spricht mit Pflanzen, aber ganz anders als man das erwarten würde. Und dann ist da noch die selbstbewusste junge Collantes, der es sehr wichtig ist, nicht von jedermann geduzt zu werden. All diese Menschen haben ihre eigenen interessanten Geschichten.
Und diese unterschiedlichen Geschichten sind auch dringend nötig. Denn die Geschichte von Trainer Marco allein wäre nicht nur zu langweilig; sie ist auch furchtbar unoriginell. Ein Mann, der seine Frau verlässt, weil er ihren Kinderwunsch nicht erfüllen mag und daher zu seiner Mutter zieht, ist schon ein ziemliches Klischee. Selbstzerstörerisches Verhalten und übermäßiger Alkoholkonsum runden das Bild nur ab.
Auch die anderen Figuren füllen die Leinwand nicht eben mit Überraschungen. Wird die getrenntlebende Ehefrau dem Mann bei seiner Arbeit mit den Behinderten helfen? Kann Marco seine Angst vor Fahrstühlen mit Hilfe seiner Mannschaft überwinden? Will jemand raten, ob die Mutter, die früher niemals ein Basketballspiel ihres Sohnes gesehen hat, am Ende vielleicht doch ganz überraschend zum Finale seiner Mannschaft erscheint? Oder mag sich jemand aus dem Fenster lehnen und einen Tipp abgeben, wer am Ende seinen Irrtum einsieht, die Frau, die mit über vierzig noch ein Kind will oder der Mann, der das für zu gefährlich hält?
Es sind eindeutig die Szenen, in denen es um die Mannschaft und ihre Mitglieder geht, die diesen Film sehenswert machen. Sie werden nicht von Profi-Schauspielern dargestellt. Für jeden der Darsteller ist „Wir sind Champions“ der erste Film, an dem sie mitwirken. Sie füllen diesen Film mit Leben, wie ihre Figuren die deprimierende Sporthalle mit Leben füllen. Ihre Reaktionen nach dem Ausgang des letzten Spiels, machen den teilweise etwas zu langen und zu vorhersehbaren Film doch noch sehenswert.
Das Team
Javier Guitérrez wirkt in seiner Rolle als Trainer Marco zunächst unreif und dann recht schnell sehr einsichtig. So verlangt es das Drehbuch und genau das liefert der Darsteller.
Athenea Mata wirkt als Ehefrau mit leerstehendem Uterus zu verzweifelt, um sympathisch zu wirken. Ihre Rolle ist ein Schwachpunkt des Films.
Jesús Vidal als sensibler Marin, der alles ein bißchen zu wörtlich nimmt, ist eine der vielen Entdeckungen des Films. Er bringt sehr viel Herz und eine stille Verletzlichkeit in die Geschichte ein.
Fran Fuentes als Paquito kommentiert mit wenigen Worten die Handlung und wirkt wie ein kleiner Chor eines antiken Dramas. Aber der Star des Films ist Gloria Ramos als Collantes. Diese junge Dame spielt mit einer Energie und gleichzeitig einer Würde, die dem Film ein enormes emotionales Gewicht verleihen. Ihre Darstellung allein ist schon den Preis einer Kinokarte wert.
Fazit
An „Wir sind Champions“ ist vieles gut gemeint, aber nicht alles gut gemacht. Das liebenswerte Ensemble von Laiendarstellern macht diesen Film aber absolut sehenswert.
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